Beziehungskiller Facebook und Co?

Soziale Netzwerke als neue Gefahren für die Ehe?

Facebook, Twitter und MySpace. Das virtuelle Leben ist ohne soziale Netzwerke heutzutage kaum mehr vorstellbar und zunehmend häufiger Thema in meiner Praxis für Eheberatung und Paarberatung für den Raum Köln. Durch ein paar wenige Klicks lassen sich neue Freunde gewinnen und alte Bekannte aus Schulzeiten finden. Doch Social Media hat auch seine Schattenseiten wie aus einer Umfrage durch die „Welt am Sonntag“ aus dem Jahr 2011 hervorgeht. Die heimliche Partnersuche spielt bei nahezu jeder vierten Scheidung im deutschsprachigen Raum eine Rolle. Ob nun ein virtuelles Techtelmechtel oder ein heißer Flirt mit einer schönen Unbekannten: Digital dokumentierte Fehltritte eines Ehepartners, der soziale Netzwerke hierfür nutzt, können vor Gericht bei Streitigkeiten rund um Themen wie etwa Unterhalt und Sorgerecht eine tragende Rolle spielen. Obwohl im Familienrecht das sog. Zerrüttungsprinzip und nicht das sog. Verschuldensprinzip gilt, ist die Versagung eines Unterhaltsanspruchs wegen "Fehltritten" in der Ehe öfters Gegenstand von Gerichtsentscheidungen gewesen, die einen Unterhaltsanspruch aus Gründen der Billigkeit versagt haben. 

Wie aus Erhebungen amerikanischer Anwaltsverbände und deutscher Detekteien hervorgeht, sind nicht weniger als 40 Prozent der Personen, die in sozialen Netzwerken nach einer heißen Affäre suchen, in festen Händen. Die digitale Beweiserhebung spielt auch bei der Überführung untreuer Ehepartner eine entscheidende Rolle. Beim modernen Rosenkrieg sollen sogar vereinzelt Psychologen und Anwälte gezielt Methoden des Nachrichtendienstes wie Trojaner-Software oder GPS-Tracking eingesetzt haben, um untreue Ehepartner zu entlarven.

Social Media und Beziehung: Drum prüfe, wer sich ewig bindet…

Immer mehr Ehepartner sind sich offenbar nicht sicher, ob sich nicht vielleicht doch noch "etwas Besseres findet". Anders lässt sich die Lust am Fremdflirten mittels Facebook und Co kaum erklären. Viele Personen unterliegen dem Reiz, den eigenen "Marktwert" zu überprüfen, natürlich ohne das Wissen des Ehepartners. Die Hemmschwelle hierfür ist dank Social Media so niedrig wie nie zuvor. Bereits mit wenigen Klicks öffnet sich die virtuelle Welt, in der es keine Tabus zu geben scheint. Psychologen sehen dieser Entwicklung mit Sorge entgegen. Vielfach ist die Rede von „Flatrate-Flirts“, die durch Facebook und Co zur Realität werden.

Was viele liierte Personen, die auf der Suche nach einem kleinen virtuellen Flirt in der Mittagspause sind, jedoch nicht wissen: Der Nachweis von Fremdgehen durch Chat- und E-Mail-Verkehr kann im Unterhaltsrecht juristisch relevant sein.

Beziehungskiller Soziale Netzwerke Facebook& Co: Die Gedanken sind frei

Aufgrund der komfortablen technischen Möglichkeiten war die Versuchung sicherlich niemals so groß wie heute, einen Seitensprung zu organisieren. Sicherlich setzt ein kleiner Flirt zwischendurch Glücksgefühle frei und stärkt das Selbstbewusstsein.

Nicht nur eine Gefahr für die Ehe, sondern auch für sich selbst:

Meine Einzeltherapiesitzungendie oft neben einer Paartherapie erforderlich sind, zeigen: Häufig gefährden bzw. überfordern Personen mit solchen virtuellen Liebeleien, die sich in einer Partnerschaft befinden,  nicht nur die Beziehung, sondern auch sich selbst (Stichwort: Internet-Chat-Sucht). Durch soziale Plattformen wie Facebook wird der Bereich der bloßen Fantasie verlassen und vielfach stellt sich heraus, dass man von der Umsetzung der eigenen Fantasien geradezu überrollt wird. Solche Fantasien beziehen sich beispielsweise auf „Sex zu Dritt“ oder „Sex mit einem Unbekannten“ und sonstigen Fantasien. Um diese Tagträume ausleben zu können, genügt heutzutage schon ein kurzer Blick ins Internet. Häufig stellt sich dabei heraus, dass einer oder auch beide Partner der realen Umsetzung der Fantasien psychisch gar nicht standhalten können. Entsprechend warnen viele Psychologen, dass ein tatsächliches Ausleben dieser Fantasien letztlich bis zum totalen psychischen Zusammenbruch führen kann.

Tipps aus der Eheberatung, Paarberatung: Die eigenen Grenzen kennen und einhalten

Social Media ist sicherlich eine hervorragende Möglichkeit, um neue Freunde und alte Bekannte finden zu können. Jedoch sollte man seine eigenen Grenzen kennen, wenn man sich in einer Partnerschaft befindet. Dies geschieht letztlich nicht nur aus Respekt dem Partner gegenüber, sondern auch um sich selbst nicht negativem Stress auszusetzen. Bekanntlich haben Lügen kurze Beine, anders verhält es sich auch beim Fremdflirten auf sozialen Plattformen nicht. Empfehlenswert ist es, wenn beide Partner offen über ihre eigenen Grenzen sprechen. Was für den einen ein harmloser Flirt ist, kann für den anderen bereits die Vorstufe zum Ehebruch sein. Entsprechend sollten die Ehepartner Facebook und Co mit Bedacht nutzen und allzu heftigen und verlockenden Flirtereien widerstehen. Jeder der beiden Eheleute sollte sich im Klaren darüber sein, was er bereit ist zu tolerieren und mit dem Partner eine Vereinbarung treffen.

Sicherlich ist es keine zufriedenstellende Lösung, dem Partner oder sich selbst die Nutzung des Internets zu verbieten. Eheleute sollten sich vielmehr überlegen, ob sie ihre freie Zeit, die sie auf sozialen Plattformen verbringen, nicht lieber für gemeinsame Aktivitäten nutzen möchten.