Eifersucht in Beziehung und Partnerschaft
Beweis für echte Liebe oder Beziehungkiller? Wann ist eine Eifersucht-Therapie sinnvoll?
Darüber, dass Eifersucht in der Beziehung oder Eifersucht in der Partnerschaft krank machen kann, existieren zahlreiche Studien. Zu leiden hat eine Partnerschaft oder Beziehung vor allem, wenn ein Partner unbegründet eifersüchtig ist. Doch auch psychosomatische Erkrankungen können die Folge übertriebener Eifersucht sein. Kann man Eifersucht überwinden? Ist sie in Maßen erlaubt?
Bekanntlich ist Eifersucht eine Leidenschaft, die Leiden schafft. Dieses geflügelte Wort trifft auch vielfach auf verschiedene Momente oder Phasen in einer Beziehung zu. Insbesondere wenn Eifersucht ein zentrales Element in der Partnerschaft ist, werden für den einen Partner schnell „Leiden geschaffen“. Doch auch der eifersüchtige Partner schränkt sein eigenes Glück und seine Zufriedenheit in der Beziehung deutlich ein. Dies erkennen Betroffene oftmals jedoch erst im Rahmen einer Paartherapie oder Eherberatung.
Eifersucht in der Beziehung ist erlaubt, aber bitte in Maßen
In gewissem Maße ist Eifersucht in einer Beziehung oder Eifersucht in einer Partnerschaft sicherlich normal und keineswegs destruktiv. Man merkt in diesen Situationen, wie wichtig der Partner ist und der Partner selbst wird sich sicherlich geschmeichelt fühlen, wenn er Eifersucht beim anderen beobachtet. Kritisch wird es jedoch dann, wenn Eifersucht das Denken eines Partners komplett in Beschlag nimmt. Nicht selten stellt übermäßige Eifersucht eine große Belastung für eine Beziehung dar, die im schlimmsten Fall zur Trennung führen kann.
Eifersucht und Verlustangst hängen eng miteinander zusammen. In der Eifersucht stecken stets große Selbstzweifel sowie der unbedingte Wunsch nach tiefer Liebe und voller Aufmerksamkeit durch den Partner. Eifersucht und Verlustängste sind vor allem dann zu beobachten, wenn ein Partner sein Selbstwertgefühl vollkommen vom anderen abhängig macht; der eifersüchtige Mensch definiert sich und seinen eigenen Wert nahezu ausschließlich über seinen Ehegatten oder Lebenspartner.
Personen, die sich ihrer Schwächen und Stärken bewusst sind und an sich selbst glauben, haben weniger Verlustängste und sind weniger empfänglich für Eifersucht. Bereits in ihrer Kindheit haben sie gelernt, ihren eigenen Wert nicht danach zu bemessen, wie beliebt sie bei anderen Menschen sind. Stark eifersüchtige Menschen hingegen gieren förmlich nach der Bestätigung durch andere und stellen ihre eigenen Stärken und Begabungen häufig unter den Scheffel.
Woran lässt sich erkennen, dass der Partner krankhaft eifersüchtig ist?
- Der eifersüchtige Partner durchsucht immer wieder das Handy, den Computer oder die Taschen des anderen, um Beweise für die Untreue zu finden.
- Er möchte seinen Partner am liebsten von der Außenwelt isolieren.
- Es werden ständig - unberechtigte - Vorwürfe laut, der Partner würde andere Personen attraktiver finden oder fremdgehen.
- Wenn die Liebe und Zuneigung durch ständige Konflikte und Streitereien aufgrund der Eifersucht auf die Probe gestellt werden.
In all diesen Fällen lässt sich von einer krankhaften Eifersucht sprechen, deren Ursachen beispielsweise im Rahmen einer Paartherapie bzw. Eheberatung aufgedeckt und thematisiert werden können.
Unterschied zwischen Neid und Eifersucht in der Beziehung
Neid lässt sich am besten bezeichnen als eine Art Trauer über einen Besitz, den man nicht hat. Eifersucht beinhaltet hingegen die Angst davor, etwas zu verlieren, das man besitzt.
Grundsätzlich ist nicht die Eifersucht als solche destruktiv, es ist vielmehr der Neid, der Eifersucht in Verruf bringt. Prüft man selbstkritisch, welche Ursache der Neid eigentlich hat, kann man schnell feststellen, dass er aus einer Störung des Gleichgewichts in der Beziehung resultiert. Neid bedeutet eine gewisse Angst, benachteiligt zu sein und selbst zu kurz zu kommen. Neid ist auch in manchen Beziehungen zu beobachten. In jedem Fall ist Neid ein sehr emotionales, aber destruktives Gefühl, das keineswegs zum inneren Glück führen wird.
Ausgeglichen wird man hingegen dadurch, dass man seine volle Aufmerksamkeit auf sein eigenes Handeln sowie die Förderung der eigenen Fähigkeiten richtet, anstatt seine Energie auf den Erfolg oder die Lebensweise anderer Personen zu verschwenden.
Sind Eifersucht in der Partnerschaft und Liebe unzertrennlich miteinander verbunden?
Empfindet einer der Partner keine Eifersucht, müsste man ihm – um diese Frage mit „Ja“ zu beantworten - unterstellen, seinen Partner nicht zu lieben. Liebe jedoch ist ein positives Gefühl, Eifersucht hingegen ein Sammelsurium aus negativen Gefühlen. Einen Menschen zu lieben, bedeutet, ihm Freiraum zu lassen, um sich zu entfalten und weiterzuentwickeln. Eifersucht hingegen bewirkt genau das Gegenteil: der Partner wird eingeengt und in seiner Freiheit beschnitten. Für eine Partnerschaft bedeutet dies konkret, dass Vertrauen die Basis einer Beziehung ist. Ohne Vertrauen kann keine Liebe überleben.
Eifersucht bedeutet letztlich immer, dass man den Partner nach den eigenen Vorstellungen formen möchte. Damit man sich selber nicht schlecht fühlt, sollte er sich so verhalten, wie man es sich selber wünscht. Vorwiegend geht es somit darum, dass sich der eifersüchtige Partner selbst wohlfühlt. Liebe hingegen bedeutet, dass man möchte, dass es vor allem dem Partner gut geht. Die eigenen Wünsche und Vorstellungen sind hierbei nicht primär. Nicht umsonst heißt es, dass Liebe aus sich selbst heraus lebt.
Sonderfall: Eifersucht in einer offenen Beziehung (z.B. Swinger)
Personen in einer offenen Beziehung (z.B. Swinger) halten ihren Lebenspartner keineswegs für austauschbar. Jedoch machen diese Personen Treue und damit auch Eifersucht nicht an einer sexuellen, sondern vielmehr an einer emotionalen Exklusivität ihrer Partnerschaft fest. Gleichzeitig vertrauen diese Personengruppen ihrem Partner dann auch oft stärker und sind relativ frei von Eifersucht, solange sie keinen objektiven Anlass haben. Je stärker jemand seinem Partner vertraut, desto intensiver erlebt er dann aber auch Gewissheitseifersucht, wenn sie denn begründet ist, und desto weniger neigt er zu wenig begründeter Verdachtseifersucht. Ferner ist es tatsächlich so, dass diejenigen Personen, die ihren Partner stärker lieben, subjektiv mehr zu verlieren haben und entsprechend eifersüchtiger sind, wenn sie Verlust oder Untreue des Partners befürchten
Wie kann übermäßige Eifersucht überwunden werden?
Eifersucht zeigt sich in verschiedenen Ausdrucksformen. Ohne Eifersucht würden das menschliche Leben und eine Beziehung ereignisloser und langweiliger sein. Grundsätzlich existieren zur Überwindung der Eifersucht zwei verschiedene Ansätze.
Subjektiver Ansatz um Eifersucht zu bekämpfen
Hierbei kommt es darauf an, das eigene Selbstwertgefühl und die Ich-Stärke zu erhöhen und von der Zuwendung und dem Urteil anderer Personen unabhängig zu werden.
Objektiver Ansatz um Eifersucht zu bekämpfen
Hier liegt der Schwerpunkt darauf, objektivierende und übergeordnete Momente der Beziehung des Paares entgegenzustellen. Weitergespannte Ziele, die über den Augenblick hinausgehen, größere Aufgaben und die Relativierung der eigenen Person auf etwas hin, das wichtiger ist als man selbst, helfen die Eifersucht zu vertreiben.
Am meisten sind Personen durch Eifersucht belastet, die sich voll mit ihren besitzergreifenden Gefühlen identifizieren, ohne Selbstkritik oder ein gewisses Maß an Reflexion an den Tag zu legen. Vergessen wird hierbei gerne, dass jedweder „Besitz“ (in einer Partnerschaft) nur eine Leihgabe auf Zeit ist, die man irgendwann zurückgeben muss. Die Herausforderung der Eifersucht sollte als Möglichkeit der Reifung begriffen werden, die letztlich zu mehr Selbstsicherheit und Ich-Stärke führt. In gewisser Hinsicht lässt sich Eifersucht als Preis der Leidenschaft bezeichnen. Jedoch existiert auch Liebe, die so stark ist, dass sie Eifersucht nicht kennt. In solchen Beziehungen ist Eifersucht gegenstandslos oder allenfalls ein gelegentliches, pikantes Gewürz in einer Partnerschaft, durch die sie nicht langweilig oder eintönig wird.
Generell ist Eifersucht keineswegs krankhaft und muss daher auch nicht bekämpft werden. Eifersucht ist ohnehin kaum vollständig vermeidbar, jedoch darf sie niemals das letzte Wort haben, sondern stets nur die Vorstufe einer reifenden Liebe darstellen.
Eifersucht - Die Auslagerung des Vertrauens
Treue und Vertrauen haben denselben Wortstamm. Außerdem sind sie die Grundpfeiler jeder konstruktiven zwischenmenschlichen Beziehung. Das gilt natürlich vor allem für Liebesbeziehungen und langfristig ausgelegte Partnerschaften.
Eifersucht entsteht manchmal als Reaktion auf einen tatsächlichen Treubruch, etwa eine Affäre oder einen Seitensprung während der Beziehung. Nicht wenige Menschen bringen sie jedoch bereits mit in die Partnerschaft: Auch ohne konkreten Anlass sind sie eifersüchtig, weil es ihnen generell schwer fällt, zu vertrauen und an die Treue zu glauben.
Ein bisschen Eifersucht gilt vielen als Zeichen der Liebe. Tatsächlich ist Eifersucht jedoch ein Zeichen der Angst – und von der sollen Freundschaft und Liebe doch eigentlich erlösen. Eifersucht ist schwer in den Griff zu bekommen und meist eine Belastung für die Partnerschaft. Oft ist sie der Anlass, aus dem sich Paare zu einer Eheberatung oder Paartherapie entschließen.
Auch „grundlose“ Eifersucht hat Gründe
Viele Eifersüchtige haben starke Verlustängste und Zweifel, weil sie sich für nicht stark oder attraktiv genug halten, um einen anderen Menschen dauerhaft an sich zu binden. Sie vertrauen nicht auf ihre Einzigartigkeit und wittern daher in jedem Geschlechtsgenossen einen potenziellen Konkurrenten. Sie vertrauen der Entscheidung ihres Partners nicht, da sie sich selbst unbewusst als zweite Wahl einstufen, und haben Angst, bei Vergleichen den Kürzeren zu ziehen.
Ob Eifersucht im ererbten Charakter liegt, also angeboren sein kann, ist wissenschaftlich schwer zu klären. Klar ist jedoch, dass manche Menschen verstärkt zu Eifersucht neigen, während andere erst nach handfesten Vertrauensbrüchen eifersüchtig reagieren. Es ist auch bekannt, dass Eifersucht immer mit mangelndem Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen verbunden ist.
Oft, aber nicht immer, finden sich Gründe hierfür in der Kindheit. Das können der Verlust einer Bezugsperson durch Scheidung, Umzug oder Tod sein, aber auch häusliche Gewalt oder eine auf Kontrolle und Überwachung basierende Erziehung. Manchmal wird erst bei einer Psychotherapie deutlich, welche frühen Erlebnisse oder subtilen Erziehungsmethoden das Selbstgefühl und Urvertrauen dauerhaft beschädigt haben.
Untreue in der Partnerschaft begründet und nährt die Eifersucht
Treue definiert sich nicht nur über den sexuellen Bereich, obwohl viele zuerst an diesen denken, wenn von ehelicher oder partnerschaftlicher Treue die Rede ist. Treue in der Zweierbeziehung und dauerhaften Partnerschaft umfasst immer auch den gesamten Bereich der Loyalität und Solidarität: Jeder muss sich auf den anderen verlassen können, es geht um äußere und innere Beständigkeit.
Unfähigkeit oder der Unwillen eines oder beider Partner, sich an Absprachen zu halten und vereinbarte Grenzen zu respektieren, verletzt das Grundvertrauen. Wer sich betrogen, verraten, verlassen oder enttäuscht fühlt, neigt dazu, weitere Verletzungen und Brüche zu erwarten, und lebt in der Angst, den Partner ganz zu verlieren. Eifersüchtig wacht er daher über dessen Verhalten, glaubt seinen Worten nicht mehr bedingungslos und sucht aktiv nach möglichen Verdachtsmomenten.
Misstrauen und Eifersucht, die aus einem realen Sachverhalt heraus entstanden sind, können wieder verschwinden, wenn beide Partner zur Überwindung der Beziehungskrise entschlossen sind und es schaffen, das Grundvertrauen neu aufzubauen.
Vom Umgang mit übermäßiger Eifersucht
Eifersüchtige Menschen neigen zu selbstquälerischem, melodramatischem und aggressivem Verhalten. Sie fürchten unangenehme Überraschungen und vermuten heimliche Gedanken und Handlungen, die immer zu ihren Ungunsten sind.
Eifersucht begünstigt genau die Art von Oper, die niemand gern erlebt. Ihre Bühne wird erschüttert von Klagen und Anklagen, Streitereien, denen die Sachebene fehlt, gebrochenen Schwüren und Versöhnungen aus purer Erschöpfung. Opfer sind dabei immer beide: Wer ständig mit der Eifersucht des anderen konfrontiert wird und darauf achten muss, hat es schwer, sich in der Beziehung zu entspannen und sicher zu fühlen.
Krankhafte Eifersucht in der Ehe oder Lebenspartnerschaft ist für beide Beteiligte eine Folterqual, die mit der Zeit alle lebendigen Impulse vergiftet und im Keim erstickt. Lebenslust, Liebesfreuden, Neugier und Spontaneität verkümmern unter ihrem Schatten. Daher ist übermäßige Eifersucht das Ende jeder Vertrauensbeziehung, wenn die Partner nicht gemeinsam einen Ausweg finden. Das bedeutet allerdings viel Arbeit an der eigenen Persönlichkeit.
Fatalerweise reagieren treue Partner, die regelmäßig der Untreue bezichtigt werden, ganz ähnlich wie solche, die sich bei einem tatsächlichen Treubruch ertappt fühlen. Sie stellen sich komplizierten Verhören oder ziehen sich ins Schweigen zurück. Sie verteidigen und rechtfertigen ihre Handlungen und neigen zu Heimlichkeiten, um sich und dem anderen Stress zu ersparen. Das sorgt für weiteres Misstrauen, weitere Fluchtstrategien und fruchtlose Auseinandersetzungen. Oft rutschen beide auf diese Art sehenden Auges in einen Teufelskreis, der sich schließlich nur noch mit Hilfe von außen, etwa durch eine gemeinsame Therapie, aufbrechen lässt.
Wann hilft eine Paarberatung, Paartherapie gegen Eifersucht?
Bei der Aufarbeitung eines Seitensprungs oder langjährigen Fremdgehens kann eine Paar- bzw. Ehetherapie oder psychologische Paarberatung helfen. Der Psychotherapeut fungiert dabei auch als Mediator und sorgt dafür, dass die Beratungsgespräche und Therapiesitzungen zielorientiert und vorwärtsgerichtet ablaufen. Das nachträgliche Erklären oder Rechtfertigen des Geschehenen ist zweitrangig, wenn es darum geht, der Partnerschaft eine neue Zukunft zu geben. Die Paartherapie zielt darauf ab, die Vergangenheit nicht zu wiederholen, sondern daraus zu lernen.
Eine Paarberatung, Paartherapie lohnt sich, wenn beide dazu bereit sind und ihre Beziehung oder Ehe retten wollen. Voraussetzungen dafür sind inneres und äußeres Engagement und zuweilen auch Kompromisse. Mit Absprachen, die während oder nach der Paartherapie getroffen werden, müssen natürlich beide Partner einverstanden sein, damit sie sich gern und nicht nur notgedrungen daran binden. Sind die grundsätzlichen Ansichten zum Thema Treue zu verschieden, kann auch die beste Partnertherapie weitere Schwierigkeiten nicht verhindern.
Für übermäßig eifersüchtige Menschen lohnt sich auch eine Einzelberatung, Einzeltherapie. Sie trainiert unter anderem die Eigen- und Fremdwahrnehmung, das Selbstwertgefühl und ein konstruktives Krisenverhalten. Eine Therapie gegen Eifersucht kann auch in einer beziehungsfreien Zeit stattfinden und Betroffenen helfen, Beziehungskrisen vorzubeugen oder ihnen künftig mit mehr Kraft und Methode zu begegnen.
Wer von Eifersucht, sei es der eigenen oder der des Partners, gequält wird und Auswege sucht, sollte sich nicht scheuen, einen Experten um Rat zu fragen.
Das Aufbrechen oder Ablegen langjähriger unerwünschter Verhaltensmuster ist nicht einfach, vor allem, wenn Alltag und Berufsleben nebenher normal weiterlaufen und funktionieren müssen. Es lohnt sich jedoch in jedem Alter, Ängste zu überwinden, um zum Vertrauen zurückzukehren und neuen Glauben an die Liebe und die Treue zu gewinnen.
Fazit
Grundsätzlich lässt sich Eifersucht keineswegs als Liebesbeweis bezeichnen. Sie ist - wenn Sie unbegründet ist - in der Regel eher ein Beleg dafür, dass einer der Partner unter einem sehr geringen Selbstwertgefühl und großen Selbstzweifeln zu leiden hat. Unbegründete Eifersucht ist somit keineswegs ein Zeuge der Liebe, sondern ein Ausdruck von Angst, die Liebe zu verlieren.