Bin ich zu eifersüchtig? Wann Eifersucht normal ist – und wann nicht mehr

„Die Eifersucht ist der große Übertreiber." (Johann Christoph Friedrich von Schiller)
Das Gefühl der Eifersucht kennt wohl jeder von uns, aus eigener Erfahrung ebenso wie bei anderen. An und für sich ist Eifersucht – wie alle negativen Emotionen – nicht per se falsch oder schlecht, sondern ein natürliches Gefühl, das sich in bestimmten Situationen einstellen kann. Wenn die Eifersucht selten kommt und schnell wieder geht, schadet sie nicht, und es ist auch nicht nötig, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Aber was, wenn das Thema Eifersucht eine immer stärkere Rolle in der Beziehung einnimmt? Wenn Sie sich immer öfter fragen: Bin ich zu eifersüchtig? Oder wenn Sie vielleicht sogar sicher sind, zu eifersüchtig zu sein? Dann sollten Sie daran arbeiten, Ihre Eifersucht in den Griff zu bekommen.
In diesem Artikel erfahren Sie, woher Eifersucht kommt und wie sie sich auswirkt. Wenn Sie wissen wollen, ob Sie zu eifersüchtig sind, habe ich auch noch einen kleinen Test zur Selbsteinschätzung für Sie – und gebe Ihnen außerdem Tipps und Hinweise, was Sie gegen übermäßige Eifersucht tun können.
Was ist Eifersucht überhaupt?
Nüchtern betrachtet ist Eifersucht eine Mischung aus den drei stärksten menschlichen Gefühlen: Liebe, Angst und Wut. Sie ist eine emotionale Reaktion auf das Gefühl, nicht genug Aufmerksamkeit oder Zuneigung zu erhalten. Ein Gefühl, das jeder Mensch kennt und in verschiedenen Situationen erlebt oder erlebt hat – als Kind, Jugendlicher und Erwachsener, in der Familie und Freundschaften ebenso wie in Paarbeziehungen. Unsicherheit, Selbstzweifel und Ängste, etwa davor, einen Freund, den Lieblingsmenschen oder Partner zu verlieren, verstärken das Gefühl von Eifersucht noch.
Dabei ist nicht jeder Moment der Eifersucht problematisch: Es kommt vor allem auf die Häufigkeit und das Ausmaß der negativen Emotionen an. Denn sie machen den Unterschied zwischen natürlicher (gesunder) und übertriebener (ungesunder) Eifersucht aus.
Bin ich wirklich zu eifersüchtig? – Anzeichen für übermäßige Eifersucht
Grundsätzlich lassen sich drei Formen von Eifersucht unterscheiden: milde und mittlere Eifersucht sowie die massive oder starke Eifersucht, die auch als krankhafte Eifersucht bezeichnet wird.
Milde Eifersucht
Die leichteste und am wenigsten problematische Form der Eifersucht ist die milde Eifersucht. Sie entsteht meist spontan in einer Situation, in der die Partnerin oder der Partner sich mit einem anderen Menschen gut versteht, etwa auf einer Party. Häufig lässt sich durch Erklärungen und offene Worte – etwa auf dem gemeinsamen Rückweg – ebenso einfach entkräften. So ist das Problem bereits gelöst, und die Eifersucht hinterlässt keine Schäden.
Mittlere Eifersucht
Ein gewisses Maß an Eifersucht ist normal. Tritt die Eifersucht dagegen häufig und auch zu Anlässen auf, in denen es objektiv betrachtet wenig bis keinen Grund dazu gibt (etwa, wenn der Partner länger mit einer Kollegin telefoniert oder die Partnerin ein wenig später als gewöhnlich nach Hause kommt), handelt es sich um mittlere Eifersucht. Das Verhalten des anderen, eigene Unsicherheiten und individuelle Störfaktoren in der Beziehung können allerdings mit der Zeit eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang setzen, die am Ende in eine krankhafte Eifersucht führt.
Massive Eifersucht
Die massivste Form der Eifersucht ist ständig spürbar und sorgt damit für erheblichen Stress in der Partnerschaft. Weil sie eine gesunde Beziehung verhindert und in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von Liebe ist, wird sie auch als krankhafte Eifersucht bezeichnet. Ein krankhaft eifersüchtiger Mensch hat kein Vertrauen (mehr) in die Partnerschaft und daher permanent das Gefühl, betrogen zu werden.
Das führt oft zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag, da dem (vermeintlich) untreuen Partner nachspioniert wird, Missverständnisse sich häufen und die Beziehung durch Misstrauen, ständige Verhöre und ungelöste Konflikte zunehmend leidet. Wer den anderen dauernd zu Unrecht verdächtigt, wird blind für Liebeszeichen und anfällig für (selbst-)zerstörerische Denk- und Verhaltensmuster. Wer permanent zu Unrecht verdächtigt wird, verliert dadurch ebenfalls fast zwangsläufig seinen Respekt vor dem Partner und den Glauben an die Beziehung. Unbegründete chronische Eifersucht ist daher ein ebenso gefährlicher Beziehungskiller wie tatsächliche Untreue.
Wann wird Eifersucht krankhaft?
„Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.“ Dieser Spruch, der oft lustig vorgetragen wird, beschreibt die traurige Wahrheit übermäßiger Eifersucht. Ein negatives und destruktives Gefühl, das keinen äußeren Anlass braucht, sondern aus sich selbst heraus immer neu entsteht und schlimmer wird, ist krankhaft. Krankhafte Eifersucht ist nicht nur ein häufiger Trennungs- oder Scheidungsgrund, sondern auch immer wieder Auslöser für psychische und körperliche Gewalt, Stalking oder sogar Mord und Totschlag.
Warnzeichen für übermäßige Eifersucht
Massive, übermäßige Eifersucht entwickelt sich nicht von einem Tag auf den anderen, sondern braucht Zeit. Daher ist es umso wichtiger, auf typische Warnzeichen zu achten und frühzeitig zu reagieren. Wollen (oder müssen) Sie Ihren Partner ständig kontrollieren, weil Zweifel, Misstrauen und die Angst vor Untreue Sie beherrschen, ohne dass dafür ein echter Anlass besteht, dann geht das über das normale Maß an Eifersucht hinaus. Fühlen Sie sich bereits in einem Gedankenkarussell gefangen, in dem sich (fast) alles darum dreht, hintergangen, betrogen oder verlassen zu werden, ist das ein Warnsignal, das Sie ernst nehmen sollten.
Mit dem folgenden Test können Sie herausfinden, ob Sie zu eifersüchtig sind oder Ihre Eifersucht sich noch in einem unkritischen Rahmen bewegt.
Eifersucht-Test: Bin ich zu eifersüchtig?
Die Fragen können Ihnen helfen, Ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren und für sich herauszufinden, ob Ihre Eifersucht zu stark ist. Beantworten Sie jede Frage spontan und ehrlich. Für jedes „Ja“ als Antwort gibt es 1 Punkt, für jedes „Manchmal“ 0,5 Punkte, für ein „Nein“ gibt es keine Punkte.
Fragen zur Selbsteinschätzung
- Ich kontrolliere das Handy oder Social-Media-Profile meines Partners.
- Wenn mein Partner schlecht gelaunt ist, bin ich überzeugt, der Grund dafür zu sein.
- Es ist mir besonders wichtig, dass mein Partner nicht alleine weggeht. Daher unternehmen wir auch Dinge gemeinsam, die mir keinen Spaß machen.
- Ich habe ständig Angst, von meinem Partner hintergangen oder betrogen zu werden bzw. Zeichen der Untreue zu übersehen.
- Ich frage Bekannte und Freunde über Aktivitäten meines Partners aus, bei denen ich nicht dabei war.
- Der Gedanke, dass mein Partner mich betrügt, begleitet mich täglich.
- Wir haben oft Streit, weil ich meinem Partner Untreue unterstelle.
- Ich überprüfe diskret, ob mein Partner ehrlich ist zu mir, etwa durch Anrufe bei Freunden oder Kollegen.
- Ich glaube meinem Partner nicht, wenn er beteuert, mir treu zu sein.
- Wenn wir gemeinsam ausgehen, bin ich immer in Alarmbereitschaft und prüfe, ob mein Partner mit anderen flirtet oder Aufmerksamkeit erregt.
- Bei Vergleichen mit anderen bewerte ich mich in der Regel als weniger attraktiv oder liebenswert.
- Wenn sich mein Partner verspätet oder etwas anderes Ungewöhnliches passiert, denke ich sofort an Untreue.
Auswertung des Tests
0-10 Punkte:
Eifersucht ist ein Gefühl, das Sie nur selten erleben. Das ist nicht nur für Sie gut, sondern auch für Ihre Partnerschaft, denn das nagende Gefühl der Eifersucht belastet beide Partner.
11-17 Punkte:
Sie kennen Eifersucht als ein durchaus vertrautes Gefühl, von dem Sie sich aber in Ihrem Denken und Handeln nicht zu stark beeinflussen lassen.
18-24 Punkte:
Sie sind ein sehr eifersüchtiger Mensch mit der Tendenz, eine massive Eifersucht auszuprägen. Sie sollten das Thema Eifersucht daher nicht bagatellisieren, sondern ernstnehmen – für Ihre Partnerschaft und noch mehr für Ihr eigenes (Selbst-)Vertrauen.
Warum bin ich so eifersüchtig? Die häufigsten Ursachen
Es gibt viele mögliche Ursachen von Eifersucht von denen ich Ihnen im Folgenden die vier wichtigsten vorstellen möchte:
Frühe Bindungserfahrungen
Oftmals liegen die Gründe für eine massive Eifersucht in der Kindheit, etwa wenn Sie als Kind miterlebt haben, dass ein Elternteil fremdgegangen ist. Auch die Trennung oder Scheidung der Eltern und Erfahrungen mit Geschwistern können ein Gefühl der Eifersucht auslösen, das dann im Verlauf der Pubertät zunehmend als normal wahrgenommen wird.
Selbstwertprobleme
Wer sich selber liebt und akzeptiert, wird seltener eifersüchtig als Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl. Wenn Sie eine geringe Selbstachtung haben, sich selbst nicht als attraktiv, charmant oder liebenswert wahrnehmen, sind Sie besonders anfällig. Denn negative Gedanken und Unsicherheiten bereiten den Boden, auf dem Eifersucht optimal wächst und gedeiht.
Frühere negative Erfahrungen
Wenn Sie in früheren Beziehungen emotional enttäuscht oder betrogen wurden, sind das schmerzhafte Erfahrungen. Wenn eine geliebte Person untreu wird, vielleicht sogar über einen längeren Zeitraum oder mit wechselnden Partnern, stellt das eine starke Kränkung dar, die Zeit und liebevolle Zuwendung braucht, um zu heilen oder überwunden zu werden.
Emotionale Abhängigkeit vom Partner
Viele Menschen machen ihr Glück von anderen Menschen und deren Verhalten abhängig. Je deutlicher Sie in Ihrer Beziehung eine einseitige emotionale Abhängigkeit verspüren, desto mehr haben Sie zu verlieren, wenn Ihr Partner einmal nicht mehr da sein oder sich einem anderen Menschen zuwenden sollte. Das kann große Angst und intensive Eifersucht auslösen.
Wie kann ich meine Eifersucht in den Griff bekommen?
Übermäßige Eifersucht zu bekämpfen ist nicht einfach, aber es lohnt sich. Denn auf Dauer leidet nicht nur der eifersüchtige Partner darunter, sondern immer beide. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen, Ihre Eifersucht zu beherrschen, statt sich weiterhin davon beherrschen zu lassen.
Eifersucht erkennen und akzeptieren
Der erste und wichtigste Schritt ist, ein Bewusstsein für die eigenen Gefühle zu entwickeln und diese zu akzeptieren. Wenn Sie etwa in früheren Beziehungen betrogen wurden, ist es durchaus nachvollziehbar, dass Sie vorsichtiger an eine neue Liebe herangehen und Angst vor erneutem Betrug haben. Wenn Sie es aber schaffen, sich mitsamt Ihren Verlustängsten und Unsicherheiten zu akzeptieren und liebevoll anzunehmen, haben Sie die besten Chancen, selbst starke negative Emotionen mit der Zeit zu überwinden.
Vertrauen in die Beziehung aufbauen
Vertrauen in den Partner und die Partnerschaft sind die Basis für eine gemeinsame glückliche Zukunft, in der Eifersucht höchstens eine untergeordnete Rolle spielt. Arbeiten Sie beide an einer offenen, vertrauensvollen Kommunikation und lassen Sie einander teilhaben, an alltäglichen Erlebnissen ebenso wie an kleinen und großen Gedanken, guten und schlechten Gefühlen. Teilen Sie schöne Erlebnisse, verleihen Sie Ihrer Liebe Ausdruck und bleiben Sie aufmerksam und neugierig.
Eigene Unsicherheiten abbauen
Eifersucht und Unsicherheit gehen meist Hand in Hand. Wenn Sie Ihre Unsicherheit überwinden, werden Sie auch weniger Eifersucht fühlen. Sehen Sie mit liebevoller Nachsicht in den Spiegel, machen Sie auch sich selbst mal ein Kompliment und nehmen Sie Komplimente von Ihrem Partner oder Freunden einfach dankbar an, statt sie kompliziert abzuwehren oder zu relativieren.
Vergleichsdenken stoppen
Versuchen Sie, sich nicht ständig mit anderen Menschen zu vergleichen, und gönnen Sie sich regelmäßig Auszeiten von Social Media. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass intensiver Konsum von Social Media-Inhalten Eifersucht verstärkt. Auch das wehmütige Betrachten alter Fotos, auf denen Sie 10 kg leichter und 30 Jahre jünger waren, ist an Tagen mit wenig Selbstvertrauen keine gute Idee.
Eifersucht aktiv bekämpfen
Mentale Techniken wie Achtsamkeitsübungen, Meditation oder Coaching können helfen, wenn Sie Ihre Eifersucht loswerden wollen. Melden Sie sich bei einem Yogakurs an, belegen Sie einen Kurs in der örtlichen VHS oder probieren Sie Techniken wie Autogenes Training in einer stillen Stunde zuhause aus.
Fazit: Bin ich zu eifersüchtig?
Übermäßige Eifersucht ist ein Beziehungskiller. Sie verstärkt negative Denk- und Verhaltensweisen, steht der Liebe im Weg und verhindert eine gesunde Beziehung auf Augenhöhe.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Eifersucht Ihr Leben und das Ihres Partners bestimmt, sollten Sie aufhorchen – besonders dann, wenn es keinen realen Anlass gibt und die Eifersucht in Ihrer Beziehung immer häufiger auch anderen auffällt.
Bei schwerer, chronischer und unkontrollierbarer Eifersucht ist es sinnvoll und empfehlenswert, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die genauen Ursachen abzuklären, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und einen gangbaren Weg aus dem Jammertal zu finden.