Wichtiger Hinweis:
Ich bin keine Sexualtherapeutin, daher dient dieser Artikel nur Ihrer Information.
Kein Sex mehr in der Ehe & Co.: 7 Sexprobleme in der Partnerschaft
Sex wird gern als die schönste Sache der Welt bezeichnet. Doch in vielen Ehen und Partnerschaften ist er die Hauptursache für Konflikte. Sexprobleme können akut oder chronisch sein. Sehr oft sind sie lösbar, doch es ist nicht immer einfach, den richtigen Lösungsansatz zu finden.
Die häufigsten Sexprobleme in Beziehungen
Kleinere oder größere Schlafzimmerprobleme gibt es in nahezu jeder Beziehung. Zu wissen, dass man damit nicht alleine ist, kann es leichter machen – doch besser wird es dadurch nicht.
Bei verschiedenen Studien wurden nicht nur persönlich Betroffene, sondern auch Eheberater, Psychologen, Partner- und Sexualtherapeuten zu ihren Erfahrungen aus Alltag und Praxis befragt. Dabei hat sich gezeigt, dass folgende Sexprobleme besonders häufig zu Beziehungsfrust führen:
1. Ein Partner will deutlich öfter Sex als der andere
Es ist ein altes Lied mit vielen Strophen: Ein Partner will Sex, der andere nicht. Ist das sexuelle Verlangen einer Person stärker ausgeprägt, ist der Frust auf beiden Seiten vorprogrammiert. Eine unterschiedlich stark ausgeprägte Libido kann vorübergehende Ursachen haben, darunter:
- hormonelle Schwankungen,
- private und berufliche Stressfaktoren,
- Krankheit,
- Geldsorgen.
Sie kann aber auch veranlagungsbedingt sein. Oft ist das in der heißen Zeit am Anfang der Beziehung noch kein erkennbares Problem, doch im Laufe der Zeit wird es immer deutlicher fühlbar.
2. Für guten Sex ist nicht genug Zeit
Viele Paare klagen darüber, dass ihre Zeit für regelmäßigen oder erfüllenden Sex nicht ausreicht. Gerade nach der Geburt eines Kindes bleibt zunächst wenig Zeit für körperliche Nähe.
In manchen Fällen handelt es sich dabei jedoch um ein vorgeschobenes Argument, das von den tieferliegenden Ursachen des Lustmangels ablenken oder sie herunterspielen soll.
Doch auch dann ist diese Begründung ernst zu nehmen – denn nur so kann man dem wahren Problem auf den Grund gehen.
3. Körperliche Beschwerden stehen der Lust im Weg
Wer sich körperlich nicht wohlfühlt, tut sich schwerer damit, sexuelle Lust zu empfinden. Wenn ein Partner ernsthaft krank ist oder akute Schmerzen hat, ist das ein klarer Grund für weniger Lust, häufige oder längere Sexpausen.
Doch der Fall kann auch hier anders herum liegen: Körperliche Beschwerden können psychische Ursachen haben, wie unerfüllte Bedürfnisse, akute oder schwelende Konflikte in der Beziehung. Die Palette reicht von:
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr,
- Kopfschmerzen,
- Verspannungen,
- Verdauungsbeschwerden,
- Schlaflosigkeit,
- Erschöpfungszuständen,
- Herz-Kreislauf-Problemen.
Der Körper kann auf verschiedenste Art unbewusste oder halb bewusste Gefühle ausdrücken – zum Beispiel sexuelle Über- oder Unterforderung, Angst, Wut, Scham, Ekel oder Langeweile. So etwas „nagt an einem“, „frisst sich ein“ oder „sitzt in den Knochen“ – Redewendungen wie diese zeigen, dass Körper und Seele, Innen und Außen sich eben niemals voneinander trennen lassen.
4. Erektions- und Orgasmusprobleme
Schwierigkeiten mit der Erektion oder dem Orgasmus behindern sexuelle Aktivitäten massiv. Sie sind fast immer psychologischer Natur. Nur selten liegen körperliche Ursachen zu Grunde.
Zu den häufigsten Ursachen einer sexuellen Funktionsstörung gehören Stress, Hektik, Druck sowie Leistungs- und Versagensängste. Da diese Faktoren einander bedingen und begünstigen, kann sich die Situation immer weiter aufschaukeln.
Wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung führt die Angst zum Versagen und das Versagen zu noch mehr Angst vor dem nächsten Mal – und immer so fort, bis sich die Sexprobleme gewissermaßen verselbstständigt haben.
5. Nachlassende Lust
Dass die Lust im Laufe einer langen Beziehung und mit zunehmendem Alter nachlässt oder sich zumindest verändert, ist zunächst einmal normal. Auch bestimmte Medikamente können dazu führen, keine Lust auf Sex zu haben.
Schwierig wird es, wenn ein Partner davon viel stärker betroffen ist als der andere – oder wenn einer den anderen tatsächlich gar nicht mehr sexy findet. Hier kann es ein guter Weg sein, die gemeinsame Sexualität neu zu entdecken oder neu zu definieren, damit beide wieder auf ihre Kosten kommen. Doch das Feuer lässt sich nur dann von neuem anfachen, wenn zumindest die Glut noch vorhanden ist.
Es gibt auch Paare, die gar keinen Sex mehr haben und erklären, es fehle ihnen nichts. Ist dies der Fall, besteht selbstverständlich kein Handlungsbedarf. Das ist jedoch sehr selten. In den meisten Fällen wünschen sich Menschen auch in fortgeschrittenem Alter eine gemeinsame und erfüllende Erotik – ganz ohne zu leben macht in der Regel nicht glücklich.
6. Untreue oder Seitensprung
Fremdgehen gehört zu den häufigsten Lustkillern. Denn Sex hat sehr viel mit Vertrauen zu tun, und wenn das erschüttert oder zerstört ist, schlägt das empfindlich auf die Libido.
Natürlich kann das umgekehrt genauso gelten: Wer in seiner Ehe oder Partnerschaft ständig zu kurz kommt oder abgewiesen wird, neigt eher zur Untreue bzw. sucht außerhalb seiner Beziehung nach Bestätigung und Erfüllung, zum Beispiel in Form eines One Night Stands.
Je nachdem, wie stabil die Grundfesten der Partnerschaft sind und welche Vorgeschichte das Fremdgehen hat, kann der Seitensprung das Ende der Liebe bedeuten oder neue Chancen für die Beziehung bieten.
Es gibt Paare, die dadurch erst gelernt haben, richtig aufeinander einzugehen und zu ihren Bedürfnissen zu stehen. Doch darauf sollte man es nie ankommen lassen – denn sexuelle Untreue und der damit verbundene Vertrauens- und Wertverlust gehören zu den häufigsten Trennungs- und Scheidungsgründen.
7. Zu wenig Nähe und Intimität
Sexuelle Erfüllung hängt zu einem nicht unerheblichen Teil von der Technik ab. Doch der rein pragmatische Ansatz ist noch kein Garant für guten Sex.
Sowohl Frauen als auch Männer wünschen sich dabei Liebe, Nähe und Zärtlichkeit. Tiefere Gefühle und innige Verbundenheit ergänzen das rein körperliche Lustempfinden und gehen darüber hinaus.
Dieser Aspekt der Sexualität ist sehr menschlich und darf nicht vernachlässigt werden. Kommt er zu kurz, erzeugt das auf Dauer negative Empfindungen, etwa innere Leere, Trauer, Verachtung oder das Gefühl, ausgenutzt und nicht als Ganzes angenommen und respektiert zu werden.
Kein Sex mehr in der Ehe: Erste Hilfe bei Sexproblemen
Es gibt viele Lösungsvorschläge für Paare mit Problemen im Bett: Neues ausprobieren, mehr Zeit füreinander nehmen, Bedürfnisse offen ansprechen, Wünsche erfüllen, das Schlafzimmer umgestalten – darüber gibt es unzählige Bücher. Letztlich gibt es jedoch keine Patentlösung. Jedes Paar muss selbst herausfinden, was im Alltag funktioniert.
Bei festgefahrenen Situationen mit hohem Druck und starker Stressbelastung hat es sich jedoch bewährt, zunächst einmal eine bewusste Sexpause einzulegen. Dabei vereinbaren die Partner, für eine bestimmte Zeit keinen Sex zu haben. Zärtlichkeit, Nähe und Wärme sind natürlich erlaubt – aber nur oberhalb der Gürtellinie.
Stress oder Frust im Bett werden oft als dauernder Handlungszwang empfunden, der wiederum zu Trotz- und Verweigerungshaltung führt. Durch die selbstauferlegte Askese wird der Druck herausgenommen.
Jedem wird „sein Körper zurückgegeben“ – und das kann eine sehr intensive Erfahrung sein. Denn der Grad an Fremdbestimmung in einer Zweierbeziehung wird oft falsch eingeschätzt, ebenso wie die Bedeutung von Sex.
Gerade bei Problemen im Bett kreist das Denken oft viel zu stark um Sex, um ihn wirklich noch entspannt genießen zu können. Eine klar vereinbarte Sexpause schafft Freiraum, den man nicht durch Rechtfertigungen, Ausreden etc. erkämpfen oder erschleichen muss.
Plötzlich ist Zeit zum Atemholen, zum Ausruhen, für die (Rück-)Besinnung. Viele Fehleinschätzungen relativieren sich automatisch, wenn man sich selbst, den Partner und die „Qualität“ der Liebe eine Zeit lang nicht über sexuelle Aspekte definiert.
Diese Intervention ist eine bewährte Erste-Hilfe-Maßnahme bei Sexproblemen, die jedes Paar ausprobieren kann. Denn dadurch entsteht eine wirklich spannende Situation, in der sich oft frische Neugier und neue Lust entwickeln.
Sexprobleme mit dem Eheberater besprechen – mit oder ohne Partner?
Offenheit in Partnerschaft und Sexualität ist wichtig, erfordert aber oft, über den eigenen Schatten zu springen. Viele zögern, sexuelle Bedürfnisse und Wünsche anzusprechen, aus Angst, den Partner zu verletzen oder wegen Scham.
In schwierigen Situationen kann ein Paar- oder Eheberater helfen. Die Vorstellung, in Anwesenheit eines Therapeuten offen über seine sexuellen Probleme zu sprechen, kann motivierend sein. Manche bevorzugen jedoch, den Partner zunächst nicht einzubeziehen, was völlig in Ordnung ist.
Ehe- und Paarberatung ist nicht nur für Paare, sondern auch für Einzelpersonen gedacht, die in Liebesdingen Rat suchen. Es gibt keinen festen Plan; individuelle Probleme und Lösungen stehen im Vordergrund. Der erste Schritt erfordert Mut, öffnet jedoch viele Optionen zur Veränderung.
Ihre
Ilona von Serényi aus der Eheberatung Aachen
Zuletzt aktualisiert: 26.11.2024
Lindau, S. T., Schumm, L. P., Laumann, E. O., Levinson, W., O'Muircheartaigh, C. A., & Waite, L. J. (2007). A study of sexuality and health among older adults in the United States. New England Journal of Medicine, 357(8), 762-774.