Phasen einer Beziehung: Der Weg zu einer stabilen Partnerschaft

Liebe und Partnerschaft sind in der westlichen Welt eng miteinander verbunden und werden oft als aufeinanderfolgende Phasen einer Beziehung betrachtet. Viele glauben, dass Verliebtheit in Liebe übergehen muss, um eine stabile und glückliche Partnerschaft zu ermöglichen.

Es klingt, als seien Verliebtheit, Liebe und Partnerschaft die drei wichtigsten Phasen einer Beziehung. Wenn alles gut läuft, geht die erste Phase in die zweite über, und dann ist der Weg für eine feste Beziehung oder Ehe frei.

Doch bei genauer Betrachtung wird klar, dass die Phasen einer Beziehung differenzierter ablaufen. Sie beginnen bereits vor der eigentlichen Beziehung und hören auch nicht nach dem Geben des Ja-Worts auf.

Das sind die 5 Phasen einer Beziehung

Die Phasen einer Beziehung folgen keiner festen Reihenfolge, die von der Natur oder dem Schicksal vorgegeben ist. Stattdessen gibt es Muster, die durch Traditionen, Erziehung und persönliche Wünsche als „normal“ gelten.

Tatsächlich kann es vorkommen, dass Paare bestimmte Phasen einer Beziehung wiederholen oder überspringen. Je flexibler und entwicklungsbereiter beide Partner sind, desto besser gelingt es, diese Phasen zu meistern.

Im Allgemeinen lassen sich die Phasen einer Beziehung jedoch in eine Reihenfolge bringen, die für viele Menschen in modernen Gesellschaften typisch ist.

1. Partnersuche und Partnerwahl

Obwohl sie noch nicht Teil der eigentlichen Beziehung ist, beeinflusst die Partnersuche unser späteres Glück maßgeblich. Auch wenn man nicht aktiv sucht, spielen frühere Erfahrungen und persönliche Wünsche bei der Auswahl eine Rolle. Manche suchen jemanden, der ihnen ähnelt, andere bevorzugen das Gegenteil.

Zusätzlich spielen Erwartungen, die man von Familie, Freunden oder der Gesellschaft übernommen hat, eine Rolle. Oft beeinflussen diese äußeren Einflüsse, wie man potenzielle Partner wahrnimmt und welche Eigenschaften als besonders wünschenswert gelten. Unabhängig von der bewussten Suche prägt die Partnerwahl die Basis der späteren Beziehung und legt fest, wie gut die Partner langfristig harmonieren könnten.

Mögliche Krisen und Herausforderungen in dieser Phase

Bereits die Partnersuche bringt viele Herausforderungen mit sich, besonders wenn der Wunsch nach einer Beziehung stark ist, aber der passende Partner nicht gefunden wird. In dieser Phase fühlen sich viele Menschen frustriert, einsam oder zweifeln an sich selbst.

Der Druck, die „richtige“ Person zu finden, wächst oft durch gesellschaftliche Erwartungen oder das Gefühl, dass Freunde und Bekannte bereits in glücklichen Beziehungen sind. Dies kann das Selbstwertgefühl schwächen und das Gefühl verstärken, dass man „hinterherhinkt“ oder etwas falsch macht.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der die Partnersuche und -wahl beeinflusst, ist der persönliche Bindungsstil. Menschen mit unsicheren Bindungsstilen tun sich schwer damit, einen passenden Partner zu wählen oder sich auf eine Beziehung einzulassen, wodurch Frust vorprogrammiert ist.

Ratschläge und Lösungen für diese Phase

Um die Partnersuche leichter zu gestalten, ist es wichtig, sich über Ihre eigenen Wünsche klarzuwerden. Überlegen Sie, was Ihnen in einer Beziehung wirklich wichtig ist, und lassen Sie sich nicht nur von äußeren Erwartungen leiten. Beschäftigen Sie sich mit Ihrem Bindungsstil, um bisher unbewusste Muster zu durchbrechen.

Seien Sie geduldig und setzen Sie sich nicht zu sehr unter Druck. Nehmen Sie sich Zeit, verschiedene Menschen kennenzulernen, ohne sich sofort festzulegen. Achten Sie darauf, Ihr Selbstwertgefühl unabhängig von einer Beziehung zu stärken – das macht Sie selbstbewusster und entspannter bei der Partnersuche.

2. Verliebtheitsphase

Die Phase der Verliebtheit ist oft geprägt von intensiven Gefühlen und dem Wunsch, viel Zeit miteinander zu verbringen. Der Organismus befindet sich in einem Ausnahmezustand. Verliebtheit basiert auf einer intensiven gegenseitigen Anziehung, die stark körperlich geprägt ist.

Die Intensität der Gefühle wird gerade deshalb als besonders echt empfunden, weil sie kaum kontrollierbar sind. Verliebte Menschen neigen dazu, praktische Überlegungen auszublenden und leben oft in einer Art Traumwelt, in der nur der Moment zählt und alle Sorgen verschwinden.

Das Gefühl, unbesiegbar zu sein, solange der geliebte Mensch an der Seite ist, gibt Vertrauen und Kraft. Lust und Vertrauen sind zwei wesentliche Bestandteile, die eine Partnerschaft langfristig lebendig halten und in schwierigen Zeiten stärken können.

Wie sich die Beziehung auch entwickelt, die Leidenschaft und das Glück der Anfangszeit sollten in guter Erinnerung bleiben. Diese Erlebnisse bereichern das Leben und tragen zur persönlichen Entwicklung bei, selbst wenn die Beziehung später in einer Trennung münden sollte.

Mögliche Krisen und Herausforderungen in dieser Phase

In der Verliebtheitsphase sieht man den Partner durch die „rosarote Brille“ und übersieht dabei Schwächen und Eigenarten. Diese idealisierte Sicht führt dazu, dass Macken und Unterschiede erst nach und nach zum Vorschein kommen. Wenn die ersten Konflikte entstehen, etwa wegen verschiedener Gewohnheiten oder kleinerer Missverständnisse, kann das für Paare überraschend und enttäuschend sein.

Gerade am Anfang schätzt man den Partner zudem oft falsch ein. Man schreibt ihm Eigenschaften zu, die nicht der Realität entsprechen. Aus diesem Grund gehen viele Beziehungen bereits zum Ende der Verliebtheitsphase auseinander. Wenn die anfängliche Euphorie nachlässt und die Partner beginnen, ein realistisches Bild voneinander zu sehen, entscheiden sich einige, die Beziehung zu beenden. 

Ratschläge und Lösungen für diese Phase

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Verliebtheit nur eine vorübergehende Phase ist. Genießen Sie diese Zeit in vollen Zügen, aber bleiben Sie sich auch darüber im Klaren, dass niemand perfekt ist. Der Zauber der Verliebtheit lässt uns oft die Schwächen des Partners übersehen.

Doch statt enttäuscht zu sein, wenn die erste Euphorie nachlässt, sollten Sie diese Zeit als Chance sehen. Gerade wenn sich die Verliebtheitsphase dem Ende zuneigt, können Sie dem Partner mit Neugier begegnen. Jetzt beginnt die spannende Phase, in der Sie herausfinden dürfen, wer der Mensch, der vor Ihnen steht, wirklich ist.

3. Ernüchterung & Kampf: Erste Strukturierung

Wenn eine Beziehung langfristig tragfähig ist, schwächt sich der anfängliche Rauschzustand mit der Zeit von selbst ab. Viele Menschen fürchten diesen Wandel und beobachten die ersten Anzeichen mit Sorge. Die Zeiten leidenschaftlicher Momente werden seltener und erfordern manchmal Planung.

Der einst perfekt erscheinende Partner zeigt nun Macken: Er vergisst den Müll, schaut fragwürdige TV-Serien, gibt zu viel Geld aus oder versteht sich nicht mit der besten Freundin. Der Alltag hält Einzug, und es stellt sich die Frage: Ist das nur das Ende der Anfangsphase oder schon der Anfang vom Ende?

Dieser Übergang von einer Beziehungsphase zur nächsten ist jedoch vollkommen normal. Der Mensch strebt nach einem ausgewogenen Normalzustand, um gesund zu bleiben. Dauerhafte Hochgefühle wären zu anstrengend, sowohl für den Körper als auch für den Geist. Unser Gehirn und unsere Hormone brauchen Pausen, um sich zu erholen und uns wieder auf den Alltag zu konzentrieren – schließlich gehört die Realität zu unserem Leben.

Mögliche Krisen und Herausforderungen in dieser Phase

In dieser Phase stoßen viele Paare auf neue Probleme. Der Alltag beginnt, die Beziehung zu prägen, und die anfängliche Leidenschaft nimmt ab. Stattdessen stehen praktische Fragen im Vordergrund, und Paare erleben sich nicht nur als Liebende, sondern auch als Team. Das führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Konflikten.

Viele Paare fürchten auch, dass das Nachlassen der Leidenschaft das Ende der Beziehung bedeutet. Sie sind verunsichert, wenn die intensiven Gefühle der Verliebtheit nachlassen, und fragen sich, ob die Beziehung stark genug ist. Diese Zweifel können dazu führen, dass man sich emotional distanziert.

Auch die Kommunikation kann in dieser Phase schwierig werden. Unerfüllte Erwartungen oder unausgesprochene Bedürfnisse können zu Missverständnissen führen. Wenn Probleme nicht offen besprochen werden, kann dies die Distanz zwischen den Partnern vergrößern und die Beziehung belasten.

Ratschläge und Lösungen für diese Phase

Diese Phase kann bewältigt werden, wenn Paare bereit sind, an ihrer Beziehung zu arbeiten und sich als Team zu sehen. Wichtig ist, zu verstehen, dass das Nachlassen der Verliebtheit nicht das Ende der Liebe bedeutet, sondern der Beginn einer stabileren Partnerschaft.

Offene Kommunikation ist entscheidend. Sprechen Sie über Erwartungen, Bedürfnisse und Frustrationen, um Missverständnisse zu vermeiden. Gemeinsam Lösungen zu finden, stärkt den Zusammenhalt.

Flexibilität und Anpassung sind ebenfalls wichtig. Beide Partner sollten bereit sein, Kompromisse einzugehen und Verantwortung im Alltag zu teilen. Planen Sie bewusst Zeit füreinander ein, um die emotionale Nähe zu bewahren und die Beziehung zu festigen.

4. Veränderung: Festigung und Organisation

In dieser Phase der Beziehung stehen wichtige Entscheidungen an, die das gemeinsame Leben langfristig prägen. Die Beziehung wird nun gefestigt und organisiert. Man beginnt, sich ernsthaft mit der gemeinsamen Lebensplanung auseinanderzusetzen.

Besonders die Entscheidung über Kinder kann eine wichtige Weichenstellung sein. Auch die Frage der finanziellen Organisation spielt eine zentrale Rolle. Die Partnerschaft entwickelt sich in dieser Phase zu einer stabilen Grundlage für das weitere Leben, indem das Paar lernt, gemeinsam langfristige Ziele zu verfolgen und Verantwortung zu teilen.

Mögliche Krisen und Herausforderungen in dieser Phase

Die langfristige Lebensplanung erfordert ein hohes Maß an Absprachen und Vereinbarungen. Keiner der Partner soll zu kurz kommen, weder körperlich, materiell noch emotional. Ob dies gelingt, entscheidet das Gefühl.

Ob jemand sich in der Beziehung benachteiligt fühlt, lässt sich nicht mit Daten oder Fakten zeigen. Daher gibt es auch keine pauschalen Lösungen für typische Streitpunkte wie Haushaltsaufgaben, Kinderbetreuung, die Häufigkeit von Sex oder den Umgang mit persönlicher Freiheit und Freizeit.

Wenn Vereinbarungen nicht eingehalten werden, kann dies das Vertrauen untergraben. Verschwindet das Vertrauen, schwindet oft auch die Liebe. Deshalb ist es entscheidend, dass beide Partner mit den aufgestellten Regeln einverstanden sind und sich zutrauen, diese auch langfristig zu erfüllen.

Ratschläge und Lösungen für diese Phase

Besonders in der Anfangsphase des Zusammenlebens zeigt sich häufig, dass die anfänglichen Ziele zu idealistisch waren. Bevor man die Fähigkeiten des Partners infrage stellt, lohnt es sich, die eigenen Erwartungen zu überdenken.

Die Anpassung der Erwartungen bedeutet jedoch nicht, dass man seine Ansprüche herunterschrauben oder sich mit weniger zufriedengeben muss. Es kann vielmehr bedeuten, dass man die gemeinsame Realität mit mehr Liebe und Optimismus betrachtet, als man es allein könnte. Anstatt sich nur auf das eigene Glück zu konzentrieren, wird die Beziehung in den Mittelpunkt gerückt.

Im Vergleich zu den vielen alltäglichen Bedürfnissen ist die Liebe eher die „Kirsche“ auf dem Kuchen – ein kleiner, aber entscheidender Teil des Ganzen. Wir modernen Menschen neigen dazu, uns zuerst auf die „Kirsche“ zu konzentrieren und den Kuchen später zu „backen“. Der Trick besteht darin, die Liebe hochzuhalten, sodass sie nicht unter den Anforderungen des Alltags begraben wird.

5. Sicherheit: Entspannung und Bilanz

In der Phase der Sicherheit und Entspannung hat sich die Beziehung so weit gefestigt, dass beide Partner ein tiefes Vertrauen zueinander entwickelt haben. Man kennt den Partner so gut wie sich selbst und nimmt ihn so, wie er ist. Die anfänglichen Unsicherheiten und Erwartungen sind einer entspannten Gewissheit gewichen: Man weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann.

Die Sicherheit in der Beziehung bedeutet auch, dass man die alltäglichen Herausforderungen des Lebens gemeinsam bewältigt. Es ist ein tiefes Gefühl von Ruhe und Stabilität, das die Partnerschaft trägt und den Alltag entspannter macht.

Mögliche Krisen und Herausforderungen in dieser Phase

Nach Jahren des gemeinsamen Lebens kann es passieren, dass Paare sich in einem „Loch“ wiederfinden. Die Kinder sind erwachsen, die Karriere stabil oder bereits abgeschlossen, und plötzlich haben sie mehr Zeit füreinander.

Manchmal führt genau das zu einer Krise. Das Gefühl, den Höhepunkt des Lebens überschritten zu haben, kann Angst auslösen. Wenn der berufliche Druck nachlässt und die Kommunikation mit den Kindern seltener wird, reagieren manche mit Torschlusspanik oder einem „zweiten Frühling“, der die Beziehung ins Wanken bringen kann.

Ratschläge und Lösungen für diese Phase

Paare können diese Phase als Chance sehen, um sich neu zu orientieren. Nach Jahren voller Verpflichtungen ist es wichtig, diese Zeit als Befreiung zu definieren. Paare, die viel gemeinsam erlebt und geschafft haben, können diese Phase nutzen, um noch einmal neu durchzustarten.

Wichtig ist es, optimistisch nach vorne zu blicken und zu erkennen, dass Erfüllung nicht nur durch Kinder oder berufliche Erfolge kommt. Nun haben Sie die Gelegenheit, sich selbst und als Paar neu zu entdecken.

Gemeinsame Interessen zu pflegen oder neue Ziele zu setzen, bringt frischen Schwung in die Beziehung. Planen Sie bewusst gemeinsame Aktivitäten und Abenteuer, die Sie beide begeistern, und genießen Sie die Ruhe, die Sie sich verdient haben.

Beziehung: welche Phasen sind am schwierigsten?

Konflikte mit dem Partner können in allen Phasen einer Beziehung auftreten. Bereits in der Verliebtheitsphase können sich Probleme abbilden. Wenn es in dieser Phase jedoch zu gravierenden Differenzen oder intensiven Konflikten kommt, entscheiden sich viele Paare für eine Trennung und sehen das „Experiment“ der Beziehung als gescheitert an.

Besonders schwierig wird es, wenn der Übergang von einer Beziehungsphase zur nächsten nicht gleichzeitig erfolgt. Wenn ein Partner glaubt, sich in einer anderen Phase der Beziehung zu befinden als der andere, entsteht oft ein Ungleichgewicht.

In solchen Situationen kann es hilfreich sein, eine Bilanz zu ziehen. So lässt sich feststellen, wie lange das Problem schon besteht und welche Schritte unternommen werden können, um die Gefühle und Interessen beider Partner wieder in Einklang zu bringen.

Ihre  

Ilona von Serényi aus der Eheberatung Aachen 

Zuletzt aktualisiert: 24.10.2024