Probleme mit den Schwiegereltern (Schwiegermutter, Schwiegervater) - Tipps zur Vermeidung von Konflikten
In vielen Ehen ist das Verhältnis zu den Schwiegereltern Anlass für Probleme. Da sich keiner seine eigene oder die Familie des Partners aussuchen kann und gleichzeitig kaum ein Weg um die Familie herumführt, ist es sehr wichtig, diese Probleme langfristig gemeinsam zu lösen oder zumindest auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Geschieht das nicht, können sich die Konflikte mit den Schwiegereltern zu schwerwiegenden Beziehungsproblemen ausweiten – denn wenn es um Loyalität geht, verschwimmen die Grenzen, und oft gibt es keine Außenstehenden und folglich keine brauchbaren Rückzugspositionen mehr.
Eine Eheberatung oder Paarberatung kann natürlich weder die Schwiegermutter noch den Schwiegervater ändern. Der Eheberater bzw. Paartherapeut wird vielmehr versuchen, mit dem Paar gemeinsam Strategien auszuarbeiten, mit denen sich die nötige Distanz und Emanzipation der beiden Lebenspartner aufrechterhalten bzw. wiederherstellen lässt, ohne in der Familie zu viel Schaden anzurichten. Auch ist es nicht üblich, die Schwiegereltern zu einer Paarberatung mitzunehmen. Bei Familienberatungen ist das anders – hier sitzen vielfach mehrere Generationen zusammen am runden Tisch, um ihre Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen.
Fehlt der Segen der Eltern, bedroht das den Frieden der Kinder
Liebe und gemeinsame Träume brauchen Platz, Zeit und Ruhe. Als besonders destruktiv werden daher häufige und fortdauernde Einmischungen von Seiten der Schwiegereltern empfunden. Ob es dabei um die Freizeitplanung, die Wohnungseinrichtung, die Karriere oder die Kindererziehung geht, ist unwesentlich, denn als Botschaft kommt meist vor allem an, dass die gemeinsame Lebensgestaltung von außen misstrauisch beäugt, überprüft, gewertet und schlimmstenfalls abgelehnt wird.
Den meisten Menschen sind die Eltern auch im Erwachsenenalter noch sehr wichtig. Sie wünschen sich deren Segen, d. h. grundsätzliches Vertrauen und Einverständnis, und empfinden dies als Grundvoraussetzung für innere Ausgeglichenheit und ein zufriedenes Leben. Vor allem große und wichtige Entscheidungen, etwa für den Lebenspartner oder die Familiengründung, sollten von den Eltern akzeptiert und idealerweise gutgeheißen werden.
Die Ablehnung der Schwiegereltern tut weh, weckt Zweifel und schwächt das Selbstvertrauen. Niemand will in Konkurrenz mit den beiden Menschen geraten, die den Partner schon seit Geburt kennen und lieben, oder in seiner eigenen Liebe gewogen und für nicht gut genug befunden werden.
Probleme mit den Schwiegereltern: Geduld und Klugheit bringen mehr als Streit
Wenn Schwiegereltern den inneren und äußeren Frieden stören, liegt darin immer die Forderung, von den Kindern beachtet und nicht vergessen zu werden. Es ist natürlich nicht fair, sich dabei zwischen zwei Liebende zu drängen, sie zu bevormunden oder gar einen gegen den anderen aufzuhetzen. Dass genau das trotzdem so häufig geschieht, liegt seltener an böser Absicht als einfach daran, wie gut es funktioniert. Es ist sehr einfach, einem nahestehenden Menschen ein schlechtes Gewissen zu bereiten, darum wird dieser Trick der „psychologischen Daumenschraube“ (oft auch als „emotionale Erpressung“ bezeichnet) von fast jedem Menschen angewendet, sehr oft auch aus momentaner Gedankenlosigkeit oder sogar völlig unbewusst.
Oft wissen überengagierte Schwiegereltern gar nicht, wie anstrengend und belastend ihr Verhalten für ihr Kind und dessen Lebenspartner ist. Viele glauben, mit Ratschlägen, Kritik, Fragen, Anrufen oder Besuchen stets willkommen und hilfreich zu sein. Hier brauchen die Betroffenen Mut zur Ehrlichkeit, müssen diese jedoch so konstruktiv wie möglich verpacken. Es hilft immer, vor dem Klärungsgespräch das Gute und das Schlechte sorgfältig zu sortieren, um den Schwiegereltern dann von beidem erzählen und seine jeweiligen Empfindungen begründen zu können. Auch die sogenannten Ich-Brücken haben sich bewährt: „Ich möchte Weihnachten diesmal nur mit meiner Frau feiern“ klingt viel besser als „Mit euch ist Weihnachten jedes Mal ein Riesenstress.“
Tipps zum Vermeiden von Konflikten mit den Schwiegereltern
- Grenzen rechtzeitig setzen und auch einhalten: Die Partner sollten zu zweit besprechen, wie viel Präsenz oder Einmischung der Schwiegereltern für sie akzeptabel sind. Dabei sollten die möglichen Themen und Situationen (Beruf, Kinder, gemeinsame Unternehmungen, Übernachtungen etc.) separat betrachtet werden.
- Loyalität zeigen: Eheleute, die den Schwiegereltern von Anfang an klarmachen, dass der Partner volles Vertrauen genießt, beziehen Stellung und beweisen Zuversicht und Selbstbewusstsein. Damit lassen sich unangebrachte Einmischungsversuche schon im Vorfeld souverän unterbinden.
- Probleme ansprechen und Lösungsvorschläge bereithalten: Offenheit und Kommunikation nützen wenig ohne klaren Besserungswunsch.
- Vorsicht mit Abhängigkeiten: Wenn möglich, sollten Schwiegereltern weder Vermieter noch Geldgeber sein, da sich daraus im Konfliktfall sehr unangenehme Situationen und bedrohliche Konsequenzen ableiten können.
- Komplimente machen, wo immer es sich anbietet – sie müssen nur ehrlich gemeint sein, sonst bewirken sie das Gegenteil.
- Aufmerksamkeit zeigen und Fettnäpfchen ausweichen: Oft reicht es schon, sich die Vorlieben und Geschichten der Schwiegereltern zu merken, Geburtstage o. ä. nicht zu vergessen, statt einer E-Mail zwischendurch einen echten Brief zu schreiben oder bei wichtigen Treffen ein persönliches Geschenk zu überreichen.
Fertigkeiten, die sich in zwischenmenschlichen Beziehungen immer auszahlen, sind Empathie, positives Denken, Gelassenheit und ein gewisser Situationsopportunismus.
Am Ende der Diplomatie
Wenn sich keine konstruktive Theorie in der Praxis umsetzen lässt und die Beziehung zu den Schwiegereltern richtig zerrüttet ist, müssen die Ehepartner trotzdem eine Lösung finden, mit der sie leben können. Geht es nicht mit den Schwiegereltern, muss es ohne sie funktionieren. Das ist zwar nie der beste, aber leider zuweilen der einzig gangbare Weg.
In der Praxis der Eheberatung bzw. Paarberatung kommen oft auch Eheprobleme zur Sprache, die sich aus der Trennung bzw. Zerrüttung der Familie ergeben. So kann es etwa trotz einer ursprünglich gemeinschaftlich getroffenen Entscheidung später Vorwürfe und Schuldzuweisungen geben. Manchmal profitiert auch vor allem ein Partner von der neu gewonnenen Freiheit, während der andere eher darunter leidet.
In Beratungsgesprächen steht die Zweierbeziehung stets im Mittelpunkt. Je fester die beiden Lebenspartner zusammenhalten und je mehr sie füreinander einzustehen bereit sind, desto besser können sie Krisen überwinden. Wenn eine Ehe am Zerwürfnis mit den Schwiegereltern zu scheitern droht, ist davon auszugehen, dass beim Vertrauensverhältnis bzw. Selbstvertrauen der Eheleute Klärungs- und Verbesserungsbedarf besteht. Denn guter Familienzusammenhalt und ein gutes Verhältnis zu den Schwiegereltern sind zwar schön und können in schwierigen Zeiten eine große Hilfe sein; dennoch kommen viele Liebende auf der Welt auch ohne diese Segnung zurecht – sie sind also keine Voraussetzung für eine glückliche und erfüllende Ehe.