Rebound-Beziehung: Neue Liebe nach der Trennung

Vielleicht waren Sie schon einmal jemandes „Rebound Guy“ oder „Rebound Girl“ – oder haben selbst eine Rebound-Beziehung angefangen, um leichter über einen Expartner oder eine Expartnerin hinwegzukommen? Selbst Menschen, die noch nie in einer solchen Beziehungssituation waren, können meist sehr gut nachvollziehen, wie verlockend es sein kann, sich einfach in ein neues Liebesabenteuer zu stürzen, statt das Scheitern des letzten zu beklagen – und wie verletzend es für die andere Person ist, eines Tages festzustellen, dass sie nur ein Trostpflaster oder Lückenbüßer in einer Übergangsbeziehung ist.

Was ist eine Rebound-Beziehung?

Der Begriff „Rebound“ bedeutet wörtlich übersetzt „sich erholen“, „wieder auf die Füße kommen“, aber auch „abfedern“ oder „abprallen“. In der modernen Dating-Welt hat dieser Anglizismus schon länger einen festen Platz: Rebound-Beziehungen sind Beziehungen, Affären oder One-Night-Stands, die Menschen kurz nach einer Trennung bzw. dem Ende ihrer letzten Partnerschaft eingehen. Die neue Liebesgeschichte dient dann als Übergangslösung oder Trostpflaster.

Nicht nur die Beziehung selbst wird als Rebound bezeichnet; auch die Person, die als Lückenbüßer fungiert und das meistens gar nicht weiß, wird häufig halb scherzhaft als Rebound Girl, Rebound Guy oder schlicht Rebound betitelt. Rebound-Beziehungen können den Heilungsprozess nach dem Scheitern einer Beziehung unterstützen und „Trennungsopfern“ helfen, schneller wieder auf die Beine zu kommen. Allerdings kann eine solche Übergangsbeziehung den Trennungsschmerz lediglich abfedern und die frischen, oft negativen Erfahrungen einfach abprallen lassen, ohne dass sie wirklich verarbeitet werden.

Neue Beziehung direkt nach der Trennung: Funktioniert das?

Rebound-Beziehungen können Trennungsschmerzen tatsächlich lindern und das Selbstwertgefühl stärken. Jedoch besteht immer die Gefahr, dass die Übergangsbeziehung nicht lange hält – entweder, weil die unlauteren Motive auffliegen oder weil es der übereilt begonnenen Partnerschaft an einer echten Basis mangelt. Oft weiß nur einer, dass es sich um eine Übergangsbeziehung handelt. Währenddessen werden von der anderen Person Pläne geschmiedet und sich mit Hingabe und viel Engagement in die neue Partnerschaft eingebracht. Commitment und andere Investitionen vom Initiator der Rebound-Beziehung werden lediglich vorgetäuscht oder imitiert, nicht jedoch echt oder tief empfunden.

Das Konzept der Rebound-Beziehung kann auch ganz aus dem Ruder laufen und sich zu einem ungesunden Muster entwickeln. Betroffene springen von einer Übergangsbeziehung zur nächsten, ohne die aufgestauten oder brachliegenden eigenen Emotionen je wirklich zu verarbeiten.

Eine Abfolge von mehreren Rebound-Beziehungen ist aber nicht zu verwechseln mit dem Beziehungsmodell „Monkey Branching“. Bei diesem hangelt man sich innerhalb kurzer Zeit von Partner zu Partner, ohne je in der Lage zu sein, eine langfristige Beziehung zu führen. Solche toxischen Beziehungen sind typisch z. B. für Narzissten, die ständig jemanden an ihrer Seite brauchen, um ihr Selbstbild bestätigt zu bekommen.

Typische Merkmale und Anzeichen von Rebound-Beziehungen

Es gibt verschiedene Anzeichen, die dafür sprechen, dass eine neue Beziehung nicht auf Dauer angelegt ist, sondern nur als Übergangslösung dient:

  • Schneller/übereilter Neustart: Die neue Beziehung wird unmittelbar oder kurz nach dem Ende der alten begonnen.

  • Expartner oder -partnerin als heikles Thema: In vielen Rebound-Beziehungen sind die vorherige Partnerschaft und Trennung sowie die „Verflossenen“ regelrechte Tabuthemen. Aber auch das andere Extrem – der neue Partner wird ständig mit dem Ex verglichen, Erfahrungen aus der früheren Beziehung dienen als Maßstab für neue Erlebnisse – deuten darauf hin, dass die vorherige Partnerschaft bzw. Trennung nicht endgültig verarbeitet wurde.

  • Emotionale Unausgeglichenheit: Ungelöste emotionale Konflikte verursachen oft plötzliche, scheinbar unerklärliche, extreme Gefühlsschwankungen.

  • Übertriebene Bindung: Oft erwarten Menschen von ihren Übergangspartnern übermäßig viel Nähe und Bestätigung.

  • Niedrige emotionale Investition: Auf der anderen Seite wird der neue Partner nicht wirklich in das eigene Leben integriert, da die tiefere Bindung fehlt.

  • Unklare Gründe: Es werden zweifelhafte oder unklare Gründe für die neue Beziehung genannt.

  • Halbherzige Zukunftspläne: Zukunftspläne werden nicht oder nur einseitig bzw. halbherzig geschmiedet.

  • Keine Vorstellung: Übergangspartner und -partnerinnen werden selten der Familie oder dem Freundeskreis vorgestellt.

Eine Studie der Indiana State University fand heraus, dass Menschen in Rebound-Beziehungen ihre Ansprüche an neue Partner oft senken, nur um nicht allein zu sein. Die Studie zeigt, dass viele Rebound-Beziehungen vor allem auf dem Wunsch basieren, die innere Leere nach einer gescheiterten Beziehung zu füllen.

Phasen einer Rebound-Beziehung: Ablenkung bis Erkenntnis

Eine Rebound-Beziehung durchläuft üblicherweise mehrere Phasen:

  1. Initiale Phase: Kurz nach einer Trennung lenkt die neue Beziehung vom akuten Trennungsschmerz ab.

  2. Honeymoon-Phase: Euphorie, Aufregung und Triumph in der neuen Beziehung helfen beim Verdrängen ungelöster Probleme.

  3. Konfrontationsphase: Ist die Anfangseuphorie verblasst, kommen alte, ungelöste Konflikte zum Vorschein und sorgen nicht selten für neue.

  4. Realitätsphase: Die schmerzhafte Einsicht, dass die neue Beziehung keine alten Wunden heilen kann und wahrscheinlich nicht von Dauer ist, leitet oft schon die Trennung ein.

Warum suchen Menschen Rebound-Beziehungen?

Der Schmerz und die Leere nach einer Trennung sind schwer zu ertragen; eine neue Beziehung bietet kurzfristige Linderung und stärkt das Selbstwertgefühl. Für die Übergangspartner ist es allerdings eine sehr schmerzhafte Erkenntnis, nur ein Lückenbüßer zu sein. Die meisten Betroffenen erkennen es recht bald, etwa am wechselhaften Verhalten des neuen Partners oder einer auffälligen Vergangenheitsfixierung.

Auch mangelndes Interesse daran, gemeinsame Pläne zu schmieden und Dinge zu teilen, die bei Frischverliebten normal und erwünscht sind, sind Anzeichen für eine Rebound-Beziehung. Gerade die emotionale Nichtverfügbarkeit lässt sich meist nicht lange überspielen oder wegdiskutieren; Reboundpartner werden meist schon nach kurzer Zeit misstrauisch, und der Verdacht wächst mit jeder weiteren offenen Frage, jeder nicht zufriedenstellenden Antwort. 

Wie man Rebound-Beziehungen vermeidet: Tipps und Strategien

Um zu vermeiden, eine Rebound-Beziehung einzugehen, sind die folgenden Schritte sinnvoll und hilfreich:

  1. Selbstreflexion: Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Gefühle und Bedürfnisse zu akzeptieren und den Trennungsschmerz wirklich zu durchleben und zu überwinden.

  2. Heilung: Konzentrieren Sie sich auf Ihre eigene emotionale Heilung, bevor Sie sich in eine neue Beziehung stürzen, die Sie im Zweifelsfall nur davon ablenkt, Ihre Lektion aus der letzten Beziehung zu lernen.

  3. Bewusste Entscheidung: Fragen Sie sich kritisch: Bin ich schon bereit für eine neue Beziehung? Oder will ich nur schlechten Gefühlen und Gedanken entkommen?

  4. Gesunde Alternativen: Zur Bewältigung von Trennungsschmerz können Sie statt einer Rebound-Beziehung auch eine Therapie beginnen oder sich professionell beraten lassen. Gern können Sie dazu mich kontaktieren, denn neben Ehe- und Paarberatungen sowie Partnertherapien biete ich auch Einzelgespräche an.

  5. Selbstfürsorge: Gehen Sie Ihren Hobbys nach, treiben Sie Sport, treffen Sie Freunde und lernen Sie etwas Neues, das Sie schon länger interessiert, etwa Tango, Meditieren, Kochen oder Schlagzeug. Alles, was Ihre Seele nährt, hilft Ihnen bei der Heilung.

Nicht jede Rebound-Beziehung ist zum Scheitern verurteilt

Aus manchen Übergangsbeziehungen entwickeln sich später gesunde, erfüllende und glückliche Partnerschaften. Das kann aber nur passieren, wenn beide Partner emotional stabil und bereit für einen Neuanfang sind sowie in wesentlichen Lebensbereichen, etwa langfristigen Zielen und Zukunftsplänen, übereinstimmen. Zu den wichtigsten Punkten gehört eine offene und ehrliche Kommunikation – so können Sie Missverständnisse vermeiden, Konflikte lösen und auch Ihr Innenleben (mit-)teilen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rebound-Beziehungen nach einer Trennung kurzfristige Linderung bieten können, indem sie den Schmerz und die Einsamkeit vorübergehend überdecken und von Selbstzweifeln, Angst und anderen negativen Gefühlen ablenken. Oft sind diese anfänglichen Verlockungen jedoch trügerisch, denn die meisten Rebound-Beziehungen werden über kurz oder lang stark durch ungelöste emotionale Konflikte aus der vorherigen Partnerschaft und Trennung belastet.

Oft leiden beide unter der Verletzung ihrer eigenen und der Gefühle ihres Partners, werden von Scham und schlechtem Gewissen, Zorn und Enttäuschung geplagt. All das kann eine notwendige Verarbeitung der vorherigen Beziehung verhindern und die notwendige emotionale Heilung verzögern.

Um über eine schmerzhafte Trennung hinwegzukommen und schlimme Erfahrungen möglichst gesund zu bewältigen, braucht jeder Mensch Zeit zum Nachdenken, zum inneren Dialog und zur Selbsterkenntnis. Heilung setzt auch voraus, sich von Rachegedanken zu verabschieden, sich selbst zu akzeptieren und sich (wieder) anzunehmen – mit allen Fehlern, die man in der Vergangenheit gemacht hat.

Der Weg zu emotionaler Erholung, neuer Liebe und einer neuen, erfüllenden Beziehung beginnt mit der ehrlichen Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen. Nur so können wir auch aus schmerzlichen Erfahrungen etwas Positives ziehen, statt durch sie nur misstrauischer zu werden oder innerlich zu verhärten. Durch Selbstfürsorge und Geduld schaffen Sie eine solide Basis für Ihre emotionale Heilung und auch für eine neue Liebe, eine neue Partnerschaft auf Augenhöhe.