Die häufigsten Scheidungsgründe - Eheberatung statt Scheidungsrichter

Die Ehe ist kein Auslaufmodell. Obwohl die Zahl der Scheidungen kontinuierlich zunimmt, gehen die allermeisten Menschen mit guten Vorsätzen in die Ehe: Sie möchten einander in guten und schlechten Zeiten die Treue halten, füreinander da sein und ihr Leben gemeinsam gestalten. Auch der Trend zum leichtfertigen Umgang mit Eheschließung und Scheidung wird überbewertet: Vierzehn Jahre waren die Eheleute vor der Scheidung im Durchschnitt zusammen. Das ist eine lange Zeit. Geht eine Ehe in die Brüche, geschieht das selten aus heiterem Himmel, sondern ist in der Regel das Ende eines langen Leidensweges, wobei sich die Scheidungsgründe meist schon geraume Zeit vor der endgültigen Trennung abgezeichnet haben. In meine Praxis für Eheberatung und Paarberatung in Bergisch Gladbach kommen jedoch nicht nur Paare, die festgefahrene Strukturen in ihrer Beziehung hinterfragen und aufbrechen möchten, um zum früheren Glück zurückzufinden. Auch Menschen, deren Beziehung nach einem Vertrauensbruch oder aufgrund schwieriger äußerer Umstände auf der Kippe steht, suchen in der Paarberatung oder Familienberatung nach neuen Wegen, um der Krise gemeinsam zu begegnen. In der geschützten Atmosphäre einer professionellen Paarberatung ist Raum und Zeit, um Fragen, Befürchtungen und Verletzungen zur Sprache zu bringen, bevor daraus Scheidungsgründe werden. 

Wieder miteinander reden können

Leider kündigt sich gerade einer der häufigsten Scheidungsgründe, die mangelnde oder gestörte Kommunikation zwischen den Partnern, nicht mit Pauken und Trompeten an, sondern schleicht sich auf leisen Pfoten in den Alltag ein und wird oft erst spät bemerkt. Vor allem, wenn beide Partner durch Beruf oder Kindererziehung stark eingespannt sind und wenig Zeit für gemeinsame, vertrauliche Gespräche bleibt, kann es geschehen, dass früher aktive Kommunikationskanäle nunmehr brachliegen. Ähnlich einem ausgetrockneten Flussbett, das bald überwachsen wird und in der umgebenden Landschaft kaum noch auffällt, werden sie zuerst nicht mehr genutzt und können dann im Alltagsgestrüpp verschwinden und nahezu vergessen werden. Ein Gefühl des Mangels bleibt jedoch immer zurück, wenn die Momente erfüllender Kommunikation seltener werden oder ausbleiben. Meist sind es die Frauen, denen dieser Mangel zuerst „Bauchschmerzen“ bereitet und die daher den Anstoß zu einer Eheberatung geben. Während Männer tiefgehende Kommunikationsprobleme oft erst realisieren, wenn in einem Ernstfall, etwa einer Konfrontation, die Kommunikation nicht funktioniert, neigen Frauen hier zur vorausschauenden Sorge, die allerdings auch oft nicht rechtzeitig artikuliert wird. Im Ehe- und Familienalltag gibt es viel Ablenkung und daher viele Möglichkeiten zur Flucht vor aufkommenden Zweifeln und Unsicherheiten. Die gemeinsame Entscheidung, dem Kommunikationsschwund nicht schweigend zuzusehen, lässt drohende Scheidungsgründe zu neuen Chancen werden. 

Die Liebe nicht unter dem Alltag begraben

Während der Gespräche in meiner Praxis geht es oft um das Erkalten oder Erlöschen der Leidenschaft. Berufliche Karrieren, Kinder mit ihren vielfältigen Ansprüchen und die täglichen Routinen und Verantwortungen des gemeinsamen Alltags schweißen zwar zusammen und schaffen Vertrauen und Solidarität, lassen jedoch wenig Raum für Stunden inniger Zweisamkeit. Gemeinsames Lachen, Träumen oder beglückendes Faulenzen sind jedoch ebenso wichtig wie gemeinsame Bewährung im Dauereinsatz für das alltägliche Funktionieren der Lebensgemeinschaft. Der Alltag ist ein festes Haus, das umso länger hält, je ausdauernder daran gebaut wird. Die Liebe jedoch ist ein Schmetterling, ein zartes Gebilde und nicht geschaffen, Lasten zu tragen. Sie lässt sich freiwillig auf dem Haus nieder, um es zu krönen und zu schmücken, und darf daher nicht im Fundament begraben werden. In der Paarberatung/Eheberatung lernen Partner, sich im Alltag Oasen für ihre Liebe zu schaffen und sie als ein Geschenk wiederzufinden, das ihnen trotz Elternschaft und Kindesliebe weiterhin auch als Mann und Frau allein gehört. 

Geld und Macht: Klassische Scheidungsgründe

Wenige müssen heute heiraten, um dauerhaft ihre Existenz zu sichern. Wer das Miteinander jedoch nur als Kür sieht, neigt dazu, die eigenen Bedürfnisse denen des Partners überzuordnen. Treffen unterschiedlich starke Erwartungen und Machtansprüche aufeinander, gibt oft einer nach, und der andere gewöhnt sich daran. Abhängigkeiten, Disharmonie und Ungerechtigkeit entstehen, die nach dem Zerbrechen der Partnerschaft oft als Scheidungsgründe genannt werden. Manipulatives Verhalten oder Unterdrückung in materiellen oder emotionalen Angelegenheiten können zu dauernder seelischer Grausamkeit werden, in körperliche Gewalt oder Suchtverhalten münden. Oft sind sich nicht beide Partner in ausreichendem Maß über ihre Beteiligung an solchen Manövern bewusst. Eine Eheberatung oder Paarberatung ist immer dann angebracht und hilfreich, wenn beide dazu entschlossen sind.

Zerbrochenes Vertrauen zerbricht Familien

Ebenfalls einer der häufigsten Scheidungsgründe ist ein Vertrauensbruch, über den ein oder beide Partner nicht hinwegkommen. Seitensprünge werden oft durch unerfüllte sexuelle Sehnsüchte ausgelöst. Sie zu verzeihen bedeutet immer auch, sich mit den Gründen auseinanderzusetzen und sie zu akzeptieren. In Ehekrisen wegen Untreue oder Betrug sind vor allem schon ältere Kinder häufig tiefer involviert, als sie sich gewünscht haben, hier kann also eine Familienberatung sinnvoll sein, um Schutzmauern abzubauen und Raum für eine neue, vertrauensvolle Basis zu schaffen. Die Familienberatung bietet auch Gelegenheit zur offenen Aussprache, wenn die Familienverhältnisse kompliziert sind, etwa in Patchworkfamilien, von denen es immer mehr in Deutschland gibt. Stiefbeziehungen oder dauerhafte Trennungen von einem Familienmitglied können sowohl Erwachsene als auch Kinder vor harte Prüfungen stellen. Aggression, Ablehnung oder selbstschädigendes Verhalten können versteckte Hilferufe sein, die in der Familienberatung ein Forum bekommen und behutsam thematisiert werden. Der Entschluss, z.B. zur Familienberatung in meine Praxis für den Raum Köln zu kommen, setzt den Willen zur Veränderung bei allen Beteiligten voraus. 

Paar- oder Familienberatung?

Geschiedene Eltern, die ihr neues Liebesglück nicht irgendwann durch vergangene Scheidungsgründe erneut gefährdet sehen möchten, können in der Eheberatung gemeinsame Strategien erarbeiten, um ihre Fehler nicht wiederholen zu müssen. Größere Kinder, die wegen der neuen Partnerschaft oder gegen die zweite Ehe eines Elternteils innerlich oder ganz offen rebellieren, können das Familienleben erheblich belasten. Als geliebte und lebenswichtige Personen haben sie über ihre Eltern eine große Macht, die sie auch einzusetzen wissen. Gegenüber dem Thema Familienberatung zeigen sie manchmal eine regelrechte Verweigerungshaltung, wenn sie die neue Familie nicht als solche anerkennen. Trotz Kummer, Ohnmacht oder Verzweiflung über deren Verhalten sind Kinder jedoch keine Scheidungsgründe, sondern spiegeln höchstens die möglichen Scheidungsgründe der Eltern wider. Eltern, die sich durch schwierige Familiensituationen auch als Paar überfordert sehen, geben älteren Kindern ein gutes Beispiel der Bereitschaft zu Neuem, indem sie offen darüber sprechen, dass sie sich zu einer Eheberatung oder Paarberatung entschlossen haben.